Solidarität mit den Mieter*innen in Warschau

[01.03.2020] Solidaritätserklärung der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin mit den Mietaktivist*innen in Warschau zum Anlass des 9. Jahrestages der Ermordung von Jola Brzeska.

An unsere Freund*innen vom:

Wir Mieter*innen von Akelius in Berlin organisieren uns gegen den menschenverachtenden Neoliberalismus, in dem Wohnraum als profitträchtige Ware gehandelt wird. Akelius besitzt in Berlin mehr als 14.000 Wohnungen. Der Konzern zerstört systematisch bezahlbaren Wohnraum und macht daraus einen Luxusartikel, den sich nur wenige leisten können. Mieten von durchschnittlich 20 Euro, und im Einzelfall sogar 40 Euro pro Quadratmeter, sind das Ergebnis. Das kann eine Steigerung von 300 bis 700 Prozent bei nur einem Mieter*innenwechsel bedeuten.

Wir senden heute diese Solidaritäts-Erklärung an unsere Freund*innen nach Warschau. Anlass ist das Gedenken an Jola Brzeska. Sie wurde am 1. März 2011 in Warschau ermordet.

Wir haben Jola Brzeska nicht persönlich gekannt. Aber wir kennen ihre Geschichte. Wir wissen von dem brutalen und heimtückischen Mord an ihr vor neun Jahren. Und wir wissen, dass sie sehr engagiert gegen die Reprivatisierung und deren Auswirkungen in Warschau gekämpft hat. Sie war mutig und sie war konsequent und hat das vermutlich mit ihrem Leben bezahlt. Wir gedenken ihrer mit Hochachtung.

Wir wissen auch, dass die Reprivatisierung in Warschau eng verwoben ist mit der deutschen Geschichte. Denn es waren Deutsche, die im September 1939 Polen überfallen haben und damit den 2. Weltkrieg verantworten. Die faschistischen deutschen Besatzer haben gemordet, geraubt und zerstört. Um Warschau wieder aufbauen zu können, wurde der Grund und Boden der Stadt verstaatlicht. Nun werden diese Grundstücke reprivatisiert. Unsere polnischen Freund*innen berichten uns von Betrug, Korruption und mafiösen Strukturen im Zuge dieser Reprivatisierungen. Jola Brzeska hat entschlossen dagegen angekämpft.

Die Geschichte von Jola Brzeska zeigt uns, dass Gewalt keine Lösung ist. Das Zusammenspiel von kapitalistischer und physischer Gewalt hat ihr das Leben genommen. Was wir dagegenhalten, ist die Kraft der emanzipatorischen Solidarität. Niemand hat das Recht, über andere Menschen zu herrschen! Niemand hat das Recht, sich auf Kosten anderer Menschen zu bereichern! Und niemand hat das Recht, anderen Menschen das Leben zu nehmen!

Wohnen ist ein Menschenrecht! Grund und Boden sind Gemeingüter, wie Luft, Licht und Wasser. Sie dürfen von niemandem als Privatbesitz beansprucht werden! Wir sehen eine menschenwürdige Zukunft nur in einer solidarischen Gesellschaft. Dazu gehört die gerechte Verteilung von Wohnraum, die Übertragung der Häuser in die Selbstverwaltung der Mieter*innen und das Ende der Spekulation mit unseren Grundbedürfnissen! Dafür treten wir hier und überall ein. In diesem Sinne gedenken wir heute Jola Brezska. Ihr Mord muss aufgeklärt werden! Ihre Mörder müssen bestraft werden! Ihr Kampf muss weitergetragen werden!

Mit solidarischen Grüßen nach Warschau,
Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin

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