Der Schlüssel zu Datenschutz – Privatsphäre – Sicherheit – Umweltschutz ist analog

Stopp der destruktiven und mieter*innenfeindlichen Digitalisierungswut von Akelius!

Stellungnahme der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin zu den Akelius-Plänen, Wohnungen mit digitalen Schließsystemen auszustatten

Im März 2021 hat Akelius erklärt, zukünftig alle eigenen Wohnungen auf ein digitales Türzugangssystem umzustellen. Das Bild, das Akelius zeichnet, ist eine finstere Dystopie, die an Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ erinnert. Alles kontrolliert, alles automatisiert, alles optimiert, alles per Fernbedienung, alles einheitlich, alles leblos.

Der Akelius-Mitarbeiter Pawel Wysocki spricht von einem „hohen ökonomischen Potential“ als den anzustrebenden großen Nutzen, den die Digitalisierung für Akelius habe. Zentral stellt er immer wieder die Zeit- und Personaleinsparung in den Vordergrund, also Geld, dass Akelius für die Bewirtschaftung der Wohnungen weniger aufbringen müsste. In der Praxis führe das dann laut Akelius z.B. zu personenloser Schlüsselübergabe oder „Wohnungsbesichtigungen im Self-Service-Modus“. In fernerer Zukunft wären auch „standardisierte Bewässerungssysteme und automatisch laufende Mähroboter“ in der Gartenpflege oder eine selbst erkennende und handelnde Sensorik in der Haustechnik denkbar. Und natürlich bei Bedarf auch alles per Fernbedienung.

Die Firma, mit der Akelius dieses schlüssellose Türzugangssystem umsetzen will, ist die Firma KIWI. Auf ihrer Firmenseite ist das Interview mit Pawel Wysocki von Akelius veröffentlicht. Es ist ein Werbetext im eigenen Interesse. Ein Hauptinvestor der Firma KIWI ist übrigens die Deutsche Wohnen. Zu den weiteren Kunden von KIWI gehören mehrere große private Wohnungsunternehmen wie Covivio, TAG-Wohnen, Accentro und andere, aber landeseigene Berliner Wohnungsfirmen wie die degewo.

Wie absurd und leblos diese Zukunftsbilder von Akelius sind, zeigt sich schon an dem Vokabular, das Pawel Wysocki benutzt: Stakeholder, Kundenerlebnis, flexibel einsetzbar, Optimierung des Zeitmanagements. Als größte Herausforderung sieht Akelius im weiteren Verlauf dieser Digitalisierung, „die Anwender und Entscheider über die neuen Möglichkeiten aufzuklären und sie dadurch zu überzeugen.“ Hier geht es um uns Mieter*innen. Wir sollen dem Ganzen angepasst werden. Dadurch wird all zu deutlich, dass uns diese Neuerung übergeholfen werden soll, anstatt dass Akelius sich an unserem Bedürfnis ausrichten würde. Dementsprechend lehnen wir diese Pläne von Akelius kategorisch ab. Unsere Wohnungen sollen nicht mit einem schlüssellosen Türzugangssytemen ausgestattet werden! Warum? Aus Gründen der Kostenexplosion, des Datenschutzes, dem Schutzes unserer Privatsphäre, unserer Sicherheit und des Klimaschutzes.

Kostenexplosion

Akelius will durch die Digitalisierung den eigenen Profit steigern, weil der Konzern dadurch plant weniger Geld für die Verwaltung auszugeben. Ziel ist, Personal einzusparen und Zeit, so Akelius. Aber für uns Mieter*innen wird das zu einer enormen Kostenexplosion führen. Schon jetzt sind in den Akelius-Mietverträgen unter „folgende sonstige Betriebskosten“ Posten enthalten wie „Kosten für die Nutzung eines schlüssellosen Türzugangssystems“. Das heißt, wir sollen zur monatlichen Miete, die wir für unsere Wohnungen zahlen müssen, auch noch zusätzlich monatlich dafür bezahlen, diese angemieteten Wohnungen überhaupt betreten zu dürfen, weil wir die Schlüsselkarte jeden Monat neu als Zusatzleistung bezahlen müssen.

Datenschutz

Durch die elektronische Schlüsselkarte werden Unmengen an Daten erfasst, die für den Vorgang der Vermietung nicht notwendig sind. Überall wird als bester Datenschutz die Datensparsamkeit hoch gehalten. Doch wenn Daten über das Bewegungsprofil von uns Mieter*innen erstellt werden, bekommt der Vermieter eine Fülle von Informationen über uns, die ihm nicht zustehen. Ein profitorientierter Konzern wie Akelius sollte keine sensiblen Daten erhalten, da er bestrebt ist alles zu Geld zu machen. Außerdem sucht Akelius systematisch nach Gründen, uns Mieter*innen das Leben schwer zu machen und uns im schlimmsten Fall den Vertrag zu kündigen. Wir kennen inzwischen genug solcher Fälle, auch in denen Akelius über Mieter*innen gesammelte private Daten gegen sie verwendet hat. Akelius sollte deshalb zu keinen zusätzlichen Daten Zugang erhalten, denn der Konzern hat sich durch seine bisherige Geschäftspraxis und seinen bisherigen mangelnden Datenschutz als vertrauensunwürdig erwiesen. Unabhängig davon hat schon im April 2021 die damalige Berliner Datenschutzbeauftragte in ihrem Jahresbericht 2020 zum Thema elektronische Schlüsselkarte mitgeteilt: „Die Verarbeitung personenbezogener Daten im Rahmen elektronisch organisierter Zugangssysteme zu Wohngebäuden kann datenschutzrechtlich nur dann zulässig sein, wenn sie auf einer freiwilligen Einwilligung der Bewohner*innen basiert. Voraussetzung dafür ist, dass andere Zugangsoptionen bestehen, die unnötige Datenerhebungen und -verarbeitungen vermeiden.“
https://www.datenschutz-berlin.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/jahresbericht/BlnBDI-Jahresbericht-2020-Web.pdf, S. 136

Privatsphäre

Durch ein elektronisches Schließsystem wird in erheblichem Maße die Privatsphäre von uns Mieter*innen gefährdet und verletzt. Die elektronische Schlüsselkarte ermöglicht die Überwachung der Mobilität und des Sozialverhaltens von uns Mieter*innen durch unseren Vermieter Akelius. Wer wann eine Wohnung betritt, wer sie wann verlässt, wer sich mit wem wann wo aufhält, wird erfasst und kann gespeichert, ausgewertet und als Datensatz verkauft werden. Womöglich ermöglicht die elektronische Schlüsselkarte auch ohne direkte Benutzung ein vollständiges Bewegungsprofil der Mieter*innen im Umkreis aller Häuser, die Akelius gehören, sollten die Schließanlagen mit einer Funkfunktion ausgestattet werden.

Sicherheit

Die Sicherheit unserer Wohnungen und von uns Mieter*innen ist bei einem elektronischen Schließsystem nicht gegeben. Was ist bei Stromausfall? Was ist bei Missbrauch oder Fehlern durch den Vermieter oder Hausmeister? Was bei Hackerangriffen? Wie sieht es mit dem gesundheitliches Risiko wegen einer weiteren Strahlenbelastung aus? Alle diese Probleme lassen sich vermeiden, wenn auf die Digitalisierung des Wohnungszugangs verzichtet wird.

Ganz zentral stellt sich aber auch die Frage: Werden wir Mieter*innen weiterhin selbst bestimmen können, wer Zugang zu unseren Wohnungen hat, oder kann Akelius per Mausklick fremden Personen Zugang gewähren? Oder kann uns Akelius eventuell sogar aus unseren Wohnungen per Knopfdruck aussperren? Es geht hier nicht um die Frage, was Akelius verspricht, sondern zu was ein Konzern technisch in der Lage sein könnten, der wegen Missachtung der Menschenrechte von der UNO angemahnt wurde und was dieser Konzern ggf. auch anwenden würden.

Klimaschutz

Aus mehreren Gründen ist die elektronische Schlüsselkarte umweltschädlich. Zum einen muss ein schon bestehendes und funktionierendes Schließsystem ausgebaut und durch ein neues digitales ersetzt werden. Dadurch wird Müll produziert, obwohl die Funktionalität des alten Schlosses mit Schlüssel noch gegeben war. Zum anderen muss das neue elektronische Schließsystem unter Ausstoß von Emissionen und dem Verbrauch von Rohstoffen und Energie neu produziert werden. Und obendrauf kommt noch der permanente Energieverbrauch, weil bei jeder Schließung ein elektronischer Vorgang stattfindet. Der manuelle Schlüssel ist dagegen schon vorhanden, funktioniert und benötigt zur Schließung keine Energiezufuhr, sondern nur ein sehr geringes Maß an Muskelkraft.

Ein Konzern wie Akelius, der nachweislich Menschenrechte missachtet, zweifelhaft mit Datenschutz umgeht und die Interessen von uns Mieter*innen dem eigenen Profitinteressen unterordnet, sollte auf gar keinen Fall diesen Zugang zu unseren Daten erhalten! Aber auch aus Gründen der Sicherheit, des Klimaschutzes und der Betriebskostendeckelung gilt: dieses Vorhaben muss gestoppt werden!

Wir fordern die Politik auf, diese fehlgeleitete „Innovation“ bei Mietwohnungen zu stoppen! Wer es als Eigenheimselbstnutzer für sich selbst entscheidet, geht das Risiko für sich selbst ein. Wer es seinen Mieter*innen aufnötigt, überschreitet Grenzen, die unbedingt geschützt bleiben müssen! Wir fordern Sie auch auf, die Zusammenarbeit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften mit der Firma KIWI zu beenden.

Wir fordern den Konzern KIWI auf, die Zusammenarbeit mit Akelius sofort zu beenden und auch von der weiteren Entwicklung der schlüssellosen Türzugangssysteme für Wohnungen abzusehen. Auf den Punkt gebracht fordern wir: Produziert nicht solch einen Scheiß! Nicht alles, was technisch möglich ist, ist gut. Manches verwandelt sich von einer technisch kniffligen Erfindung zu einem Instrument der Kontrolle und des Missbrauches. Arbeiten Sie nicht mit Akelius zusammen!